Da geht noch was.


Im vergangenen Jahr hatte ich bereits zweimal die seltene Gelegenheit, einige Protoypen des brandneuen Roding zu bewegen.

Wer meine Liebe zu leichten, sportlichen und präzise zu dirigierenden Kraft-Fahrzeugen kennt, der kann ermessen, wie viel Spaß mir die Testfahrten in dem agilen Mittelmotor-Roadster gemacht haben. Vor allem, wenn ich die bisherigen Eckdaten ins Gedächtnis zurück hole: Carbonfaserverstärkter Monocoque plus Vorder- und Hinterwagen in Aluminium Spaceframe Bauweise addieren sich zu niedrigen 950 kg, die von einem 305 PS starken 5-Zylinder-Turbotriebwerk aus dem Ford RS rasend schnell ans obere Ende der Fahrspaßskala katapultiert werden. Das resultierende Leistungsgewicht von adrenalinfördernden 2,79 kg/PS kann sich auf Hochleistungsbremsen sowie ein mehrfach einstellbares Fahrwerk verlassen, das direkt aus dem Rennsport stammt und durch ein ungewöhnlich präzises und direktes Handling glänzt.

Wie gesagt, bei diesen Eckdaten handelt es sich um bisherige. Denn, so die visionären Jung-Konstrukteure schon damals: Da geht noch was!

Und es ging noch was. Auch wenn die Erinnerung an die eindrucksvollen Demonstrationen auf Sachsenring und abgesperrtem Flugplatz noch erstaunlich detailreich aus meinem sensorischen Nervensystem abzurufen sind: Wenn ich mich das nächste Mal in die Vierpunktgurte des leichten Mittelmotor-Roadsters einfädle, werde ich ihn wohl kaum wieder erkennen.

Das liegt nicht nur an den frisch gestärkten inneren Werten, sondern auch an reinen Äußerlichkeiten: Die kontrovers diskutierte Form des Prototypen wurde zwischenzeitlich deutlich entschärft und dürfte nun auch neue Freunde unter den Sportwagen-Liebhabern finden, denen die Radikalität des ersten Entwurfs etwas zu –na, sagen wir mal: herausfordernd- erschien. Spektakulär, so die mit ungebrochenem Enthusiasmus agierenden Inhaber der Sportwagenschmiede, wäre für das modifizierte Design aber auch weiterhin ein absolut treffender Ausdruck. Ein eigenes und wie immer nicht ganz objektives Urteil erlaube ich mir erst beim kommenden Besuch in Roding, dem oberpfälzischen Städtchen, das sowohl Namensgeber als auch Standort der jungen Sportwagen-Manufaktur ist. Ach ja, eine Anmerkung für Frischluft-Fanatiker: Das Konzept des Cabrio-Roadsters mit zwei abnehm- und verstaubaren Dachhälften wurde dankenswerterweise beibehalten.

Kommen wir aber nun zu den modifizierten inneren Werten.

Dass die Bayerischen Motoren Werke ihre Ansprüche an emotional berührende Motorisierungen nun ebenfalls downsizen und die seidigen Sechszylinder Triebwerk für Triebwerk durch hubraumreduzierte Alltags-Vierzylinder ersetzen, findet seit geraumer Zeit einen zornigen Widerhall in diversen Automobilforen. Umso bemerkenswerter, dass BMW in den vergangenen Monaten seinen berühmten turbogeladenen Reihensechszylinder ganz offiziell auf die spezifischen Anforderungen des Roding Mittelmotor-Roadsters abgestimmt hat, wo er in Zukunft quereingebaut und auf kürzestem Weg drehmomentstarke 320 PS an die differentialgesperrte Hinterachse schicken wird.

Seine ersten rennmäßig gefahrenen Belastungstests auf der Nordschleife hat das Vorserienfahrzeug bereits mit Bravour bestanden. Noch ein paar Feinjustierungen, das Tarnkleid von der Karosserie gezupft und ab geht’s nach Genf, wo der neue Ring-Kämpfer auf der kommenden Automobilmesse seine offizielle Weltpremiere feiern wird.

Wer seine Neugier nicht zügeln und bis zum Frühjahr warten kann oder will, dem sei ein Besuch des Roding in Roding ans Herz gelegt.

Bei mir liegt er da schon.

http://www.roding-automobile.de/

Beliebte Posts aus diesem Blog

Thrill-Seeker vs. Skill-Seeker.

Autonomes Fahren vs. Autonom fahren.

Does the Internet kill the car?