Besuch in Maranello.



Bisher haben nur eine Handvoll Glücklicher den neuen Stratos bewegen können. Fast alle Fahrer hatten Rennsporterfahrung, und fast alle fuhren ihn auf einer abgesperrten Rennstrecke. Und alle fuhren ihn sehr, sehr zügig.

Das war am vergangenen Donnerstag nicht anders, und doch war diese Testfahrt eine ganz besondere. Ferrari-Chef Luca di Montezemolo ist bereits seit längerer Zeit mit dem Projekt vertraut und hatte um eine Probefahrt gebeten, sobald der New Stratos fertig ist.

Natürlich ist es für die Ferrari-Spitze interessant, einen Sportwagen probezufahren, der zwar auf dem aktuellen F 430 Scuderia basiert, aber um einiges kürzer, leichter und stärker ist.

So kam es, dass kurz nach zehn Uhr morgens der New Stratos mit dem Ferrari-Chef am Steuer auf die Rennstrecke in Fiorano röhrte. Anerkennendes Nicken im Team, denn es waren durchaus schnelle Runden, die der ehemalige Leiter der Rennsportabteilung Scuderia Ferrari auf den Asphalt legte. Und als er schließlich der flachen Flunder wieder entstieg, strahlte Luca di Montezemolo übers ganze Gesicht: „Bellissima!“ und „Congratulazioni!“ hörte man gleich mehrmals.

Minuten später saß ein ebenso hoch interessierter Dario Benuzzi im Rennschalensitz und zurrte die Hosenträgergurte fest. Dario ist der Cheftester von Ferrari und nicht nur unter den Testfahrern dieser Welt eine Lichtgestalt.

Seine 40 Jahre Erfahrung bei der Abstimmung von Ferrari GT- und Rennsportwagen zeigen sich dann auch schon beim Anbremsen der ersten Schikane. Wieder Vollgas, noch zwei, drei weitere, extrem schnell angefahrene Kurven, und prompt hatte die Testfahrerlegende einen wertvollen Tipp parat: Eine kleine Änderung der Vorspur an der Hinterrädern würde eine leichte Unruhe der Hinterachse beim Einlenken aus hohen Geschwindigkeiten verhindern. Ein Hinweis, der bereits zur Präsentation auf dem Circuit Paul Ricard am kommenden Wochenende umgesetzt wird.

Es waren anregende Stunden in Maranello. Nach den Testfahrten kühlte der New Stratos im Mittelpunkt hitziger Diskussionen ab, und auch Roberto Fedeli, der Technische Direktor von Ferrari, hatte sich nach einem Anruf von Luca di Monetezemolo zu der kleinen Gruppe von Sportwagen-Enthusiasten gesellt und inpizierte den schnellen Keil ebenfalls bis ins letzte Detail. Für mich ist es einfach immer wieder toll zu beobachten, mit welcher Begeisterung und welchem Herzblut sich die Sportwagen-Aficionados mit diesem One-Off-Sportwagen auseinandersetzen, und so ganz nebenbei bekommt man auch immer neue und immer tiefere Einblicke in die benzingeschwängerte Seele von Mensch und Maschine.

Bleibt noch anzumerken, dass Luca di Montezemolo dem neuen Stratos per Lackstift ein Autogramm unter die flache Haube zeichnete, bevor er sich von ihm verabschiedete. Ich sehe das mal als eine Art automobilen Ritterschlag an....

Die wenigen verbleibenden Tage vor der Präsentation auf dem Circuit Paul Ricard werden für das ganze Team noch einmal ziemlich hektisch. Aber sobald ich aus Le Castellet zurück bin, werde ich etwas ausführlicher über die offizielle Vorstellung des New Stratos berichten können.

Bebilderte Informationen von der Testfahrt in Fiorano finden sich hier:

http://www.new-stratos.com/de/#/article/a9

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