Abenteuer Col de Turini. Erzählt aus einem Irmscher 7 Turbo.


(Foto: Griffe)

Der Col de Turini. Der Mythos. Unzählige Rallye-Legenden sind auf dieser berühmt-berüchtigten Etappe der Rallye Monte Carlo zum Triumph gefahren oder kläglich an ihr gescheitert.

Was für viele Fans der Höhepunkt der Monte, ja sogar der gesamten Rallye-Saison war, die spektakuläre Sonderprüfung über den Col de Turini, fordert hier und heute den Irmscher 7 heraus, mit dem ich mich gerade auf den Spuren unzähliger Rallye-Legenden durch die französischen Seealpen bewege. Ich checke kurz das Reifendruck-Kontrollsystem: Alles grün.

265 turbogeladene PS beschleunigen die gerade mal 725 kg Fahrzeuggewicht spielerisch aus den letzten Häusern der beginnenden Paßstrasse heraus. Die Traktionskontrolle blitzt kurz auf, regelt den Überschuss an Leistung, den mein Gasfuss freigegeben hat, wieder auf ein normales Maß herunter.

Ein paar Hundert Meter später wird’s eng, meine ganz persönliche Sonderprüfung beginnt. Vor wenigen Stunden hat es noch geregnet, das ABS bekommt beim Anbremsen der teils nassen, teils trockenen Kurven jede Menge Arbeit.

Aber nicht nur das ABS macht Überstunden: Kurven mit überraschender Restfeuchtigkeit, die unvermutet zumachen, klaustrophobisch dunkle Tunneldurchfahrten auf rutschigem Tropfstein-Belag, loser Dreck am Kurveninnenrand - ohne ESP könnte ich den Grenzbereich des Irmscher 7 kaum ausloten. Immerhin leitet mich das adaptive Kurvenlicht sicher durch die düsteren Winkel der stockdunklen Straßentunnels... was für ein Segen!

Ich ignoriere das leise Vibrieren des Spurwechsel-Assistenten und ziehe den Irmscher 7 vor der nächsten Rechtskehre nach links auf die Ideallinie, als mich unvermittelt ein gelb blinkendes Dreieck im linken Außenspiegel und ein schriller Warnton zurück auf die rechte Fahrbahnseite scheuchen. Der Totwinkel-Assistent hat -Gottseidank!- gerade eben noch den Motorradfahrer entdeckt, der genau in dieser Sekunde zum Überholen ansetzen will. Ich bin immer wieder überrascht, in welchen möglichen und unmöglichen Momenten diese metallenen Hornissen plötzlich hinter und neben dem Seven auftauchen, aber auf der anderen Seite: Jeder soll seinen Spaß haben. Direkt nach der Kurve fahre ich rechts ran und lasse den schnellen Kollegen vorbei, der sich mit ausgestrecktem rechten Fuß bei mir bedankt.

Es ist eine extrem steile Bergaufpassage, in der ich angehalten habe, so daß mir die Berganfahrhilfe gerade recht kommt. Kehre um Kehre beschleunige ich den Irmscher mit blitzendem ESP die Paßstrasse hinauf, deren durchbrochene Begrenzungsmauern von den zahllosen automobilen Rallye-Abenteurern erzählen, die damals ganz ohne Fahrerassistenzsysteme versucht haben, die tückische Sonderprüfung in Bestzeit zu meistern. Vor wenigen Jahren noch wurde diese Etappe über den Col de Turini nachts ausgetragen, doch die so genannte Nacht der langen Messer war in den letzten Jahren einfach zu gefährlich geworden. Mit der Night Vision an Bord des Irmscher wäre das heute allerdings kein Problem mehr, und für einen kurzen Moment denke ich voller Bewunderung an die unglaublichen Leistungen eines Björn Waldegard, eines Sandro Munari oder eines Walter Röhrl, die sich nur auf ihre Erfahrung, ihr Können, ihre Sensibilität für ihr Fahrzeug oder -wenn ich das mal so flapsig sagen darf:- auf ihren Hintern verlassen konnten. By the way: Das einzige Fahrerassistenzsystem an Bord nannte (und nennt) man übrigens „Beifahrer“.

Der Müdigkeitswarner reisst mich aus meinen nostalgischen Gedanken, es wird Zeit für eine Pause. Noch zwei, drei Kurven, dann ist die Passhöhe erreicht, und ich werde mich erst mal mit genau der Tasse Kaffee stärken, deren Symbol im Bordcomputer freundlich mahnend aufleuchtet.

Das Abenteuer Col de Turini hat ein entspanntes, sicheres und glückliches Ende gefunden.


P.S. Ich hoffe, auf Ihrem Bildschirm ist bereits lange vor Erreichen der letzten zwei, drei Sätze der Satirewarner Ihres Leserassistenzsystems freundlich mahnend aufgeleuchtet. Falls nicht, dann möchte ich Sie bereits heute auf einen der kommenden Einträge hinweisen, der sich etwas ausführlicher -und ernsthafter- mit dem Thema „Fahren ohne Krücken“ auseinandersetzt.

P.P.S. Ich entschuldige mich beim Lotus-Konstrukteur Colin Chapman für die im Zusammenhang mit einem Seven völlig aus der Luft gegriffene Nennung von: ABS. ESP. Traktionskontrolle. Reifendruck-Kontrollsystem. Adaptives Kurvenlicht. Spurwechsel-Assistent. Totwinkel-Assistent. Berganfahrhilfe. Night Vision. Bordcomputer. Müdigkeitswarner. Fahrerassistenzsystem. Es soll nicht wieder vorkommen. Schon gar nicht in einem Seven.

http://www.irmscher7.de

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